Eines vorweg: Ich bin nicht grundsätzlich gegen die Einnahme von Antidepressiva. Sie können sicherlich in einigen Situationen eine wertvolle Stütze sein. Jedoch würde ich die Vor- und Nachteile vorher gut abwägen. Ärzte klären einen (nach meiner Beobachtung) leider nicht immer vollständig darüber auf.

Wichtige Überlegungen zu Antidepressiva

    1. Keine Heilung: Die alleinige Einnahme eines Antidepressivums macht dich nicht gesund. Es kann deine Symptome erträglicher machen und dich in der Bewältigung des Alltags unterstützen. Um dich jedoch langfristig von Depressionen zu befreien, bist du mit einer Psychotherapie gut beraten. Daher würde ich Antidepressiva lediglich als Ergänzung sehen. Bei schwerwiegenden Fällen sind die Medikamente aber auch manchmal notwendig, um überhaupt erst fähig für eine Therapie zu sein.
    2. Nebenwirkungen: Sicherlich mag es Situationen geben, in denen das Ausgangsproblem schwerer wiegt als die möglichen Nebenwirkungen. Wenn ich durch starke Antriebslosigkeit kaum das Bett verlassen könnte, würde ich mich wahrscheinlich für ein Antidepressivum entscheiden. So weit war ich jedoch glücklicherweise nie. Als ich im Beipackzettel Verwirrtheit, Ohnmachtsanfälle und Sprachstörungen las, entschied ich für mich, dass es noch andere Wege geben muss. Solange mir andere Optionen helfen (zum Beispiel Psychotherapie oder der nächste Punkt), vermeide ich die Einnahme eines chemischen Antidepressivums. Mein Weg muss nicht für dich der Richtige sein. Ich finde es nur wichtig, sich über jede mögliche Alternative gut zu informieren.
    3. Sanfte Alternative: Bei leichten oder mittelschweren Depressionen sowie bei Angststörungen kann auch Johanniskraut hilfreich sein. Nach meinen Beobachtungen verschreiben die Ärzte recht schnell chemisches Antidepressiva. Die Nebenwirkungen von Johanniskraut sind jedoch deutlich geringer. Ich reagiere oft sehr empfindlich auf auch nur kleinste Veränderungen im Körper, die zum Beispiel durch Nebenwirkungen von Medikamenten entstehen. Für mich persönlich war es daher der richtige Weg, eine sanfte Methode zu wählen. Sollte das Johanniskraut nicht ausreichen, kannst du dich später immer noch für ein Antidepressivum entscheiden.
    4. Schwierigkeiten beim Absetzen: Ärzte betonen immer, dass moderne Antidepressiva nicht abhängig machen. Dennoch können sogenannte Absetzphänomene auftreten. Daher darf die Einnahme von Antidepressiva nicht einfach unterbrochen werden. Stattdessen sollten sie langsam ausgeschlichen werden. Für manche Patienten ist jedoch auch das langsame Absetzen von Antidepressiva nicht einfach, einigen geht es dabei sogar noch schlechter als vor der Einnahme. Wer das Medikament nicht lebenslänglich einnehmen möchte (da es vielleicht zu einer unerwünschten Nebenwirkung wie Gewichtszunahme führt), sollte sich darüber im Klaren sein.
    5. Zweifelhafte Wirksamkeit: Viele Experten zweifeln an der Wirksamkeit von Antidepressiva. So konnte nur bei schweren Depressionen ein positiver Effekt nachgewiesen werden. Bei leichter bis mittelschwerer Depression wirkten Antidepressiva in Studien nicht viel stärker als ein Placebo.

Mein Fazit zur Einnahme von Antidepressiva

Antidepressiva können als Stütze sehr positiv sein. Dennoch denke ich, dass sie oft zu schnell verschrieben werden. Daher würde ich mir immer die Frage stellen: Geht es mir so schlecht, dass ich die Nebenwirkungen und Absetzphänomene in Kauf nehme? (Die Einnahme kann durchaus eine echte Hilfe sein, um vorerst einen Ausweg aus der Krise zu finden oder sich überhaupt erst in der Lage für eine Psychotherapie zu fühlen.) Oder probiere ich zuerst andere Strategien wie Sport, Psychotherapie oder sanftere Medikamente wie Johanniskraut aus?

6 Kommentare

  1. Antidepressiva ist echt nicht spaßig. Ich empfehle, so gut wie möglich darauf zu verzichten und bei kleinen Depressionen andere Methoden zu probieren.

  2. Finde Antidepressiva sollte man wirklich nur wenn es nicht mehr anders geht einnehmen und dann auch mit Vorsicht genießen. Habe leider im Familienbereich nicht so gute Erfahrung damit gemacht bzgl. Einstellen ect.

  3. Ich glaube, du bist so mit die erste Person bisher, auf deren Blog ich eine kritische Auseinandersetzung mit Antidepressiva gelesen habe. Ich selbst bin auch ein Gegner jeglicher symptombekämpfender Medikamente der Schulmedizin und nehme daher auch keine Antidepressiva.
    Ich denke auch, dass eine Angststörung oder Depression in gewisser Hinsicht ein Ausdruck des Körpers sind, etwas am eigenen Leben zu ändern, da etwas nicht stimmt. Von daher kann ein Medikament keine Lösung sein.
    Ich persönlich finde es auch erschreckend, dass ich in meinem Alltag immer wieder beobachte, wie Leute mich im Bezug auf meine Depression fragen, ob ich auch Medikamente nehmen würde. Wenn ich dann verneine, habe ich immer das Gefühl, dass es für sie bedeutet: „Ah, dann ist deine Depression ja nicht so schlimm!“ Ich denke aber nicht, dass das ein Kriterium für die Schwere einer Depression sein sollte.

    • Lieber Didi,
      danke für dein Feedback. Freut mich, mal einen Kommentar von einem anderen Blogger zu bekommen. Deine Seite find ich im übrigen sehr spannend. 😀
      Nein, eine Medikamenteneinnahme sollte ja echt kein Kriterium für den Schweregrad sein. Ich denke, das Problem ist, Nichtbetroffene haben oft ganz falsche Vorstellungen von Depressionen und ihrer Behandlung (was man ihnen ja nicht mal vorwerfen kann). Vielleicht fragen sie sich dann, warum man nichts einnimmt, wenn der Leidensdruck doch so groß ist. Aber die Nebenwirkungen, Absetzphänomene, usw. sind vielen vermutlich gar nicht so bekannt. Und das sollte doch jeder selbst entscheiden, ob er ein Medikament einnehmen nöchte, was derart in die Hirnchemie eingreift.
      Liebe Grüße,
      Deine Nadja

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