Wie du vielleicht bereits in meinen anderen Artikeln gelesen hast, bin ich ein großer Fan von Johanniskraut. Auch wenn es chemischen Antidepressiva in puncto Verträglichkeit haushoch überlegen ist, gibt es auch bei Johanniskraut Nebenwirkungen und Gegenanzeigen. Ich finde es wichtig, sich vor einer Einnahme über Anwendungshinweise und mögliche Nachteile im Klaren zu sein. Daher möchte ich dich mit meinem Artikel darüber informieren, was du vor der Einnahme beachten solltest.

Das richtige Präparat wählen

Wenn du unter einer Depression oder Angststörung leidest, werden dir Johanniskraut aus der Drogerie wahrscheinlich nicht mehr viel helfen. Hole dir daher besser ein hochdosiertes Präparat aus der Apotheke, zum Beispiel Laif900 oder FELIS650. Denn normalerweise wird eine Tagesdosis von 900mg empfohlen, um die gewünschte Wirkung zu erzielen. Johanniskraut ist nicht verschreibungspflichtig. Jedoch kannst du deinen Hausarzt oder Psychiater um ein Rezept bitten. Ich bekomme es auch regelmäßig verschrieben.

Wenn du Johanniskraut nimmst, musst du außerdem einiges an Geduld mitbringen. Denn bis es seine Wirkung entfaltet, kann einige Zeit vergehen. Bei mir hat es fast acht Wochen gedauert, bis sich die gewünschte Verbesserung der Stimmung zeigte.

Gegenanzeigen

In Kombination mit einigen anderen Medikamenten ist bei Johanniskraut Vorsicht geboten, da es entweder deren Wirkung schwächt oder zu unerwünschten Wechselwirkungen führt. So darf Johanniskraut zum Beispiel nicht mit Triptanen (Migränemittel) oder Immunsuppressiva (verhindern Abstoßungsreaktionen nach Transplantationen) eingenommen werden. Auch zusammen mit chemischen Antidepressiva können ungünstige Wechselwirkungen entstehen. Wer von Antidepressiva auf Johanniskraut umsteigen möchte (oder umgekehrt), sollte daher erst das eine Medikament ausschleichen, bevor er mit der Einnahme des anderen beginnt.

Ganz wichtig zu erwähnen ist auch, dass Johanniskraut im Verdacht steht, die Wirkung der Anti-Baby-Pille zu verringern. Für Frauen ohne aktuellen Kinderwunsch ist es daher ratsam, sich für eine hormonfreie Verhütung zu entscheiden, wenn sie Johanniskraut einnehmen möchten.

Es gibt noch weitere Medikamente, die sich mit einer Johanniskrauteinnahme nicht vertragen. Daher ist es ratsam, vorher mit dem Hausarzt oder Psychiater Rücksprache zu halten.

Nebenwirkungen

Im Gegensatz zu chemischen Antidepressiva sind die Nebenwirkungen sehr gering. Übelkeit, Unruhe und Müdigkeit sind mögliche Begleiterscheinungen von Johanniskraut. Erschrick nicht, wenn sich dein Urin plötzlich quietschgelb verfärbt. Dies kann ebenfalls durch Johanniskraut passieren.

Außerdem kann die Haut empfindlicher für Sonneneinstrahlung werden (Photosensibilisierung). Dadurch können unschöne Flecken auf der Haut entstehen, die leider nicht mehr von selbst verschwinden. Ich bin ein sehr heller Hauttyp, habe davon jedoch nichts gemerkt. Mit ausreichend Sonnencreme sind auch Freibadbesuche für mich kein Problem. Aber Achtung, das sind natürlich nur meine persönlichen Erfahrungen! Insgesamt rate ich dir, nicht zu lange in der Sonne zu bleiben, wenn du Johanniskraut einnimmst. Bei längeren Aktivitäten draußen trage ich zusätzlich einen Sonnenhut.

Überdosis Johanniskraut

Ja, Johanniskraut ist wesentlich sanfter als chemische Psychopharmaka. Doch auch wenn es ein pflanzliches Mittel ist, darf es keinesfalls unterschätzt werden. Denn auch bei Johanniskraut kann eine Überdosierung gefährliche Auswirkungen haben und zum Beispiel zu einem Serotoninsyndrom führen. Dieses entsteht durch die zu hohe Konzentration von Serotonin im zentralen Nervensystem. Mögliche Symptome sind unter anderem Schwitzen, Verwirrtheit und Atemnot. Bei schweren Verläufen kann das Serotoninsyndrom tödlich verlaufen. Also immer brav die Dosierungsanweisung der Packungsbeilage oder noch besser deines Arztes einhalten.

Wenn du Johanniskraut absetzen möchtest

Auch wenn das Johanniskraut hier wieder eindeutig im Vorteil gegenüber Antidepressiva ist, können Absetzerscheinungen auftreten. Diese können sich in Unruhezuständen, Albträumen, Schwindel und vielen weiteren Symptomen zeigen. Daher darf auch Johanniskraut nicht einfach abrupt abgesetzt, sondern muss langsam ausgeschlichen werden. Auch der Zeitpunkt will mit Bedacht gewählt sein, um unerwünschte Begleiterscheinungen beim Absetzen so gering wie möglich zu halten. Idealerweise setzt du das Präparat erst dann ab, wenn du wieder stabil bist und in keiner potentiell stressauslösenden Situation steckst. Also besser nicht vor Weihnachten, vor einer Prüfung, kurz nach einer Trennung, usw. Herbst oder Winter sind auch nicht die besten Zeiten, um Johanniskraut auszuschleichen, da der Lichtmangel zusätzlich die Stimmung beeinträchtigen kann. Idealerweise besprichst du den idealen Zeitpunkt mit deinem Psychiater oder Therapeuten. Weitere Informationen in meinem Artikel zum Absetzen von Johanniskraut.

Abschließende Gedanken

Ich halte Johanniskraut für eine sehr gute Alternative für Menschen mit leichten/mittelschweren Depressionen oder Angststörungen, die kein Antidepressiva einnehmen möchten. Nebenwirkungen und Gegenanzeigen halten sich meines Erachtens im Rahmen. Dennoch ist es wichtig, Einnahmehinweise zu beachten und sich über Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen informieren. Um sicherzugehen, rate ich dir ohnehin, eine Medikation mit Johanniskraut vorher mit deinem Arzt oder Psychiater zu besprechen. Dies gilt vor allem dann, wenn du regelmäßig Medikamente einnimmst.

18 Kommentare

  1. Hallo Nadja,
    ein toller Beitrag vor allem die Tipps bzgl. Laif900 oder FELIS650.
    Aber wie bei allem ist es wichtig sich nicht selbst therapieren zu wollen, sondern noch einen Arzt mit ins Boot zu holen (aber das ist bestimmt klar).

  2. Liebe Nadja vielen Dank erstmal für deinen Beitrag,
    doch ich wollte mal Fragen, wo man sich genau Johanniskraut besorgen kann. Vielleicht sogar bei dir? Ich habe es mit Minzöl versucht und es half auch. Doch Johanniskraut würde ich auch gerne mal versuchen wollen.

  3. Ich nehme jetzt Johanniskraut (900er 1x pro Tag) seit knapp 3 Monaten und mag es sehr. Allerdings nun da es wärmer wird, merke ich leider schon, wie lichtempfindlich ich geworden bin. Ich werde mal sehen, wie sich das über den Sommer hinzieht, da ich mich schon sehr oft/lange draußen aufhalte.

  4. Hallo Nadja, ich verwende Johanniskraut Tee und gebe ungefähr fünf Tropfen DMSO dazu um die Wirkung zu verstärken. Allerdings sollte sich jeder vorab über DMSO informieren, den es hat so seine Eigenheiten das hier den Rahmen sprengen würde. DMSO ist das best erforschte Mittel leider wird es nicht so kommuniziert. Da DMSO als ein biologischer Transmitter wirkt (weitet und durchdringt Zellmembrane) findet DMSO in sehr vielen Bereichen Anwendung. Wegen der starken Wirkung empfehle ich die Bücher wie das DMSO Handbuch von Hartmut P. A. Fischer oder Heilen mit DMSO von Petra Hirscher. Noch ein Tipp am Rande, DMSO ist auch das beste Mittel zum ansetzen von Kräutern, statt Alkohol.
    LG Paul

    • Lieber Paul,
      danke für deine Tipps. DMSO kannte ich jetzt noch gar nicht. Aber ist immer wieder spannend, was alles helfen kann.
      Liebe Grüße
      Nadja

  5. Ich nehme hochdosiertes Johanniskraut seit genau 3 Monaten. Zwei von diesen drei Monaten nahm ich 2 Pillen mit à 500mg / Tag von [MARKE]. Die erste Aufghellung kam tatsächlich schon nach 2 Wochen. Aber nur für 2 bis 3 Tage. Danach fiel das Gefühl wieder in den Ursprung zurück. Seit Beginn des dritten Monat habe ich auf Filmtabletten von [MARKE] mit 900mg gewechselt. Dort nehme ich morgens eine Ganze und abends eine halbe Tablette (in der Mitte brechbar)
    Fazit: Tagsüber geht es mir jetzt LANGSAM besser. Abends zu Hause jedoch bekomme ich wie depressive Attacken. Diese bewältige ich dann mit 25 Tropfen Baldrian. Ich habe gelesen, dass eine tatsächlich vollständige Besserung oft erst nach 3-6 Monaten eintrifft. Es ist also weiterhin Geduld gefragt. Des Weiteren können auch, so diverse Fachartikel, Besserungen bemerkbar machen.
    (Anm. Redaktion: Markenname entfernt, bitte keine Werbung)

  6. Hallo Nadja,
    bei mir hat Johanniskraut ([Markenname]) ziemlich gut geholfen. Unglaubliche 4 Tage nach der Ersteinnahme ging es mir bereits besser.
    VG
    Jochen
    (Anmerkung Redaktion: Markenname entfernt – bitte keine Werbung)

  7. Hallo liebe Nadja,

    mich plagten seit vielen Jahren immer wieder Schübe von Niedergeschlagenheit, gerade in der dunklen Jahreszeit. Von einer Depression würde ich nicht sprechen, aber der „Winterblues“ zieht jedes Jahr bei mir ein. Johanneskraut wirkte bei mir Wunder, bzw. hab ich das Gefühl, dass es mir hilft. Zusammen, dass ich mich aktiv einen Ausgleich und Ruheoasen suche, z.B. den wöchentlichen Ausflug in die Sauna. Oder einen ausgedehnten Spaziergang im Wald. Man sollte viel mehr darüber berichten, dass nicht immer die Chemiekeule gezogen werden muss, sobald man sich nicht gut fühlt. Leider habe ich manchmal das Gefühl, dass es geradezu „in“ ist, Psychopharmaka zu schlucken oder die Hemmschwelle hierzu stark gesunken ist. Danke für den Artikel. LG, Marie (Anm. Redaktion: Link im Kommentarbereich entfernt)

  8. Liebe Nadja, erst einmal vielen lieben Dank für Deinen Beitrag… Ich liebe Johanniskraut und habe schon sehr viel erfolgreich ausprobiert. Meine Frage zum Johanniskrautöl : Es wird nicht rot… Habe es aber auch von getrockneten Blüten angesetzt. Liegt es daran? Hat es trotzdem noch genug Wirkstoffe?
    Ich würde mich über eine Nachricht von Ihnen sehr freuen.
    Einen lieben Gruß
    Sascha

    • Lieber Sascha,
      da bin ich leider keine Expertin, da ich Johanniskrautöl noch nie selbst gemacht habe. Ich habe mir immer das fertige Medikament aus der Apotheke gekauft.
      Liebe Grüße,
      nadja

  9. Hallo Nadja! Sehr schön dass du hier mal pflanzliche Antidepressiva unter die Lupe nimmst. Vor allem Johanniskraut ist bestens erforscht und deutlich unbedenklicher als synthetische Anidepressiva. Ich denke viele Menschen mit Depressionen wissen nicht einmal davon, was eigentlich traurig ist.

    Ganz besonders weil Johanniskraut und auch die Passionsblume in vielen Studien untersucht wurden und die positiven Effekte klar dokumentiert sind! Deshalb finde ich es super, dass du dich hier mit diesen Themen beschäftigst! Danke dafür!

    Grüße

    Andre

    • Lieber Andre,
      stimmt, das finde ich auch sehr schade, dass die Ärzte Johanniskraut scheinbar nicht so gerne verordnen wie ein chemisches Antidepressivum. Von der Passionsblume habe ich zwar öfter gelesen, sie aber noch nie ausprobiert. Hast du Erfahrungen damit gemacht?

      • Ja das ist wirklich schade.. Ich habe es nicht selbst ausprobiert, jedoch habe ich über einige Studien gelesen. Seitdem gibt es ja auch Kombi-Präparate usw.

  10. Hey,
    ich halte Johanniskraut auch für eine sehr gute Alternative, vor allem für Menschen mi leichten/mittelschweren Depressionen. Ich persönlich finde die Nebenwirkungen gar nicht so „derbe“. Die so oft erwähnte Lichtempfindlichkeit tritt auch nicht bei jedem Menschen in Erscheinung. Außerdem macht es doch viel mehr Sinn, sich zunächst mit pflanzlichen Mittel zu behandel, bevor man auf den Psychopharmaka-Zug aufspringt. Das mag zwar kurzfristig den meisten Nutzen bringen, aber langfristig macht man sich dadurch mehr kaputt.

    • Lieber Steffen,
      danke für deinen Kommentar.
      Das sehe ich ganz genauso wie du. Psychopharmaka kann man immer noch nehmen, falls das Johanniskraut und die Psychotherapie allein nicht ausreichen sollten. Ist mir unverständlich, weshalb Ärzte so oft lieber gleich Psychopharmaka verschreiben anstatt zunächst etwas Sanfteres ausuprobieren.

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