Mit dem eigenen sozialen Umfeld über Depressionen oder Panikattacken zu sprechen ist nicht immer leicht. Wie lässt sich auch erklären, dass man manchmal einfach nicht im Stande ist, ein eigentlich alltägliches kurzes Telefonat zu führen? Was denken die Leute wohl von mir, wenn ich plötzlich keine Supermärkte betreten oder nicht mehr Bus fahren kann? Meist verstehen wir es ja selbst nicht oder hassen uns sogar dafür, die normalerweise einfachsten Aufgaben des Alltags nicht mehr zu bewältigen.

Mit 40 Grad Fieber oder einem gebrochenen Bein erwartet niemand von dir, dass du einkaufen gehst oder einen Marathon läufst. Mach dir bewusst, dass auch psychische Erkrankungen etwas Geduld und Zeit erfordern. In aller erster Linie ist es wichtig, dass du ein Verständnis dafür entwickelst, was deine psychischen Probleme dir eigentlich mitteilen möchten. Vielleicht hast du dich zu lange selbst vernachlässigt und lebst aktuell nicht das Leben, das dich wirklich glücklich macht? Wenn du erkennst dass dich die Botschaft deiner Erkrankung weiterbringen kann, bist du meiner Meinung nach auch stärker für die Reaktionen deiner Mitmenschen.

Authentisch bleiben

Von einer psychischen Krankheit zu erzählen kann Vorteile und Nachteile mit sich bringen. Psychische Probleme sind etwas sehr Persönliches und gehen Bekannte oder Arbeitskollegen oder nicht unbedingt etwas an. Nicht weil du dich deswegen schämen müsstest, sondern weil sie meist mit deinen tiefsten Verletzungen oder Erlebnissen zu tun haben. Viele Menschen können (oder wollen?) mit psychischen Erkrankungen auch nicht umgehen.

Wichtig hingegen finde ich jedoch, die eigenen Freunde einzuweihen. Wenn du ständig eine Maske trägst und so tust, als wäre dein Leben super, kostet dich das wahnsinnig viel Kraft. Diese Energie kannst du viel sinnvoller einsetzen – nämlich zum Gesundwerden. Ich empfand es sehr erleichternd, mit mir nahestehenden Menschen darüber sprechen zu können.

Wenn du wirklich Angst davor hast, dass ein Freund dich aufgrund deiner Erkrankung fallenlässt, solltest du dir folgende Fragen stellen:

  • Was ist mir eine Freundschaft wert, in der ich mich nicht so zeigen darf, wie ich wirklich bin?
  • Basiert die Freundschaft nur auf Oberflächlichkeiten anstatt auf echter Nähe und Herzenswärme?
  • Oder liegt es vielleicht an mir selbst, dass mir Vertrauen so schwerfällt?

Meine abschließenden Gedanken zum Umgang mit Freunden

Meiner Meinung nach ist jede Reaktion deiner Freunde gut. Wenn sie sich abwenden sollten, hast du auch etwas Wichtiges gewonnen, nämlich eine Erkenntnis. Auch wenn es weh tun mag, halte ich es immer für besser, alles Unechte aus dem Leben zu verbannen. Wenn deine Freunde jedoch verständnisvoll reagieren und dir vielleicht sogar sagen, dass sie für dich da sind, kann dir das sehr viel Halt geben. Manche Menschen würden alles für Ihre Freunde tun, tun sich aber umgekehrt schwer damit, sich helfen zu lassen. Vielleicht ist genau jetzt der Zeitpunkt gekommen, die Hilfe der Freunde anzunehmen?

15 Kommentare

  1. Schön gesagt. Ein Freund von mir hat gerade erstmalig öffentlich über seine Depression gesprochen/geschrieben. Ich wusste schon, dass er in den letzten Jahren mit vielem zu kämpfen hatte, doch seine Fassade nach außen hin war makellos, seine Angst vor dem „Geständnis“ einfach zu groß. Zum Glück wurde er von seinem gesamten, großen Bekanntenkreis mit sehr viel Liebe und Verständnis aufgefangen. So soll es sein.

    • Liebe Beatrice,
      das kann ich mir gut vorstellen. Viele Depressive sind sehr gut darin, ihre Gefühle nach außen hin zu verbergen. Freut mich sehr, dass der Freund von dir so gut aufgefangen wird.
      Liebe Grüße
      Nadja

  2. Ich denke geradeheraus die Wahrheit zu sagen ist der richtige Weg. Echte Freunde werden das verstehen und zu einem stehen. Und falls nicht, dann ist das halt sowas wie ein Aussortieren von falschen Freunden 😉

    • Ich wünschte es wer so leicht wie es hir drinnen steht. Aber leider kann ich mit meinem besten Kumpel nicht drüber reden, weil ich genau weiß,wenn er was getrunken hat. Wird er vieles auslabern und dieses musste ich schon miterleben.

      Als ich meine Freundin verloren habe war das ein Schock für mich. Weil wie manche von euch wissen, wenn man denkt das man endlich den einen Menschen gefunden wo man für immer liebt.

      Aber leider hat sie schluss gemacht. Klar ist das für jeden Menschen schwer. Aber als sie dann schluss gemacht hat. Habe ich 2 Monate später. War ich mal wieder in Facebook drin und habe herausgefunden, daß sie mich 5 Monate lang betrogen hat mit jemanden anderen.

      Das hat mir den den letzten Schuss gegeben. Das ich mich von der außen Welt verlosen habe.

      Weil ich habe den tot von meiner Oma ihm Alter von 10 Jahren mitbekommen und bin nach der Nachricht sofort zusammen gebrochen. Danach kam ich ins Krankenhaus, nach ca 2 Wochen wurde ich wieder entlassen und bin danach wieder zur Schule gegangen.

      Als 3 Monate rum gegangen sind. Hat ein alter Schulfreund Spaß über meine tote Oma gemacht hat. Bin ich sofort zusammen gebrochen, weil ich den Druck nicht mehr aushalten konnte.
      Sofort hat ein Lehrer einen Krankenwagen gerufen und meine Eltern.

      Als ich aufgewacht bin waren 5 Tage vergangen. In der Zeit war ich abwesehend und von den 5 Tagen wo ich weg wahre. Hatte ich ein Herz still stehen und musste wieder zurück ins Leben geholt werden. Danach wurden bei mir mehrere test durchgeführt. Die Ärzte haben festgestellt dass ein Teil meines Gehirns in der Zeit zu viel ihn Anspruch genommen wurde.

      Deswegen war ich 2 monate lang im Krankenhaus. In der Zeit hatte ich mehrere Zusammenbrüche. Dazu bin ich bei 1 zusammenbruch, ins Koma gelangt und war für 2 Wochen lang weg.

      Als ich in den 2 Wochen im koma lag. War meine Klasse und paar Freunde von mir da und haben mich besucht. Als von den 2 Wochen meine Klasse da war, mussten die 1 mal raus. Weil ich schon wieder ein Herzinfarkt bekommen habe.

      Alle haben große Angst bekommen. Das ich es nicht schaffen würde. Aber ich bin wieder zurück ins Leben gekommen.

      Sofort wurde ich in den OP Stall gebracht und wurde operiert.

      Nach dieser Zeit habe ich mein Leben komplett verändert. Ich habe vieles davon einfach so in meinem Kopf versteckt. Das ich nicht mehr dran denken wollte.

      Aber seit einer weile geht es mit den schlimmen Sachen wieder los und ich weiß selber nicht mehr weiter. Wie ich dagegen vorgehen soll und wem ich noch überhaupt vertrauen kann.

      • Lieber Niki,
        puh, da hast du schon einige negative Erfahrungen gemacht, das tut mir sehr leid.
        Welche schlimmen Sachen gehen denn zur Zeit wieder los?
        Als du dein Leben komplett verändert hast, wie hast du das gemacht?
        Liebe Grüße
        Nadja

  3. Ich finde man sollte versuchen damit offen durchs Leben zu gehen. Richtige Freunde werden das verstehen und einen nicht verstoßen. Alle anderen benötigt man eigentlich nicht, oder?

  4. In dieser Hinsicht sollte man wirklich mit seinen Freunden offen sein. Denn wenn es echte Freunde sind, braucht man auch keine Angst vor ihren Reaktionen bei einer psych. Krankheit haben.

    • Glücklich diejenigen, denen auch nach dem „Geständnis“ noch jemand bleibt. Aus Angst ich könnte um Hilfe fragen, jetzt da ich nicht meinerseits helfen kann, bin ich sowas wie ein Einsiedler. Auch eine harmlose Nachricht wird von jedem gnadenlos ignoriert. Es lebe die komplette soziale Isolation. Wenigstens sind Tiere anders.

  5. Hallo Nadja,
    ja damit hast du recht das man das immer von zwei Seiten sehen sollte.
    Mir fiel dieser Schritt schwer mich zu öffnen. Aber danach fühlt man sich einfach freier und man weis wo man bei den Leuten dran ist.

    Grüße

    • Hallo Thorsten,
      kann zwar auch hart sein, zu erfahren woran man bei anderen ist. Aber finde ich letztlich auch besser.
      Wie hat denn dein Umfeld reagiert?
      Liebe Grüße,
      Nadja

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